Konzept

Apotropäisch (griech. αποτρóπαιος abwehrend) werden Handlungen genannt, im weiteren Sinn auch Objekte, die Dämonen austreiben oder Unheil abwenden sollen. Sie basieren auf Geisterglauben. Es sind Riten, die aus heidnischer Zeit in den Volksglauben übernommen und vielfach kulturell wie religiös überformt wurden. Diese bestehen bis in die Gegenwart, meist ohne das Wissen um ihre Herkunft. Dabei ergibt sich die Verwendung bestimmter Dinge im Zusammenhang mit genau definierten Schutzfunktionen teilweise aus dem Gegenstand selbst: So ist ein Stein mit einem natürlichen Loch, der Geistern den Zutritt zum Viehstall verwehren soll, aufgrund seiner Form ein anomales Objekt und damit quasi magisch. Dem Zauber wird ein Gegenzauber entgegengestellt. Generell wurzeln viele im Mittelalter entwickelten Glaubensvorstellungen in apotropäischen Handlungen: Die Verwendung von Heiligenbildern, Ikonen und Reliquien basiert auf der magischen Wirkung, die dem Objekt zugeschrieben wird. Die Praxis des mittelalterlichen Kirchenbaus zählt ebenso dazu, wenn das Westwerk (die dem Osten, also der Sonne und dem Leben abgewandte Seite) mit Darstellungen von Teufels- und Dämonenfratzen verziert wird.

An Mauern, Türen oder Giebeln von Häusern und anderen Gebäudeteilen angebrachte Antlitze werden als Neid- oder Wächterköpfe bezeichnet. Das versteinerte Antlitz findet im wörtlichen Sinne »entgegenblickend« seine Verwendung.
Mich interessieren dabei nicht die architektonisch geplanten Köpfe, wie sie häufig im Jugendstil an Häuserfronten zur Zier angebracht wurden. Mein Interesse gilt jenen, die wie zufällig gefunden wirken – wie aus einer anderen Zeit stammend. Diese Objekte wurden vom Bauherren nicht achtlos weggeworfen. Hat er Respekt vor dem Antlitz? Respekt vor diesem Stein, der ihn anblickt? Die scheinbare Kraft des Antlitzes wurde für eigene Zwecke genutzt, wurde in den baulichen Besitz integriert, auf dass dieser von nun an geschützt sei.
Im Schwäbischen wird bevorzugt Neidkopf gesagt. Der Begriff stammt vom althochdeutschen Wort „nid“, das für Hass, Zorn oder Neid steht. Neidköpfe befanden sich besonders an nach Westen ausgerichteten Pfeilern und Gebäudeteilen, da man die Dämonen hauptsächlich dort vermutete. Der Neidkopf soll nach volkstümlichen Glauben das Unheil und Böse abwehren und ist somit ein apotropäisches Objekt. Eine besondere Bedeutung besitzen apotropäische Handlungen im Zusammenhang mit dem Tod, da diese im Alltagsleben einen ungewollten Berührungspunkt mit dem Übersinnlichen schaffen.